Notice: Function _load_textdomain_just_in_time was called incorrectly. Translation loading for the wp-dark-mode-ultimate domain was triggered too early. This is usually an indicator for some code in the plugin or theme running too early. Translations should be loaded at the init action or later. Please see Debugging in WordPress for more information. (This message was added in version 6.7.0.) in /mnt/web602/b2/73/5885273/htdocs/siu/wordpress/wp-includes/functions.php on line 6114 Das „innere Spiel“ der Unternehmensnachfolge (2) – was man von Athleten für schwierige Verhandlungen lernen kann | SIU - Starnberger Institut für Unternehmer*

Das „innere Spiel“ der Unter­neh­mens­nach­folge (2)

was man von Athleten für schwie­rige Verhand­lungen lernen kann

Ein M&A‑Prozess ist keine Kunst sondern Routine

Auch wenn viele M&A‑Berater und Invet­ment­banker gerne „the art of M&A“ verkaufen – letzt­lich ist es ein Routi­ne­pro­zess dessen Ziel die schnelle und reibungs­lose Umsetz­tung eines Deals ist. In der Hoff­nung, das der Unter­nehmer möglichst wenig dabei stört…

Ist vom Unter­nehmer die Entschei­dung getroffen die Firma zu verkaufen fängt das klas­si­sche „äußere Spiel“ eines solchen Prozesses an zu laufen. Hier gibt es klare Spiel­re­geln und einen Master­plan für Verkäufer und Käufer, der inzwi­schen sogar an der Univer­sität gelehrt wird. Jedes Jahr werden unzäh­lige Unter­nehmen ge- und verkauft und die betei­ligten Akteure sind sehr gut aufein­ander eingespielt.

Für den Unter­nehmer ist es ein Endspiel

Und doch kommt dann für den Unter­nehmer der Moment und die eine Verhand­lung, in der entschieden wird, ob es zu einem Verkauf kommen kann. Es geht dann um den finalen Kauf­preis, die Struktur der Kauf­preis­zah­lung, Garan­tien, die abzu­geben sind und weiter­füh­rende Verpflich­tungen des Unter­neh­mers nach dem Verkauf. Letzt­lich das „Endspiel“.

Eine solche wich­tige Verhand­lung ist für den Unter­nehmer das, was für einen Athleten ein großer Wett­kampf ist. Ein Wimbledon Finale. Olym­pi­sche Spiele. Der entschei­dende Elfmeter bei einer WM…

Wie man sich in solchen sport­li­chen Situa­tionen fühlen mag, bleibt den meisten von uns nur zu ahnen. Aber der Unter­nehmer ist emotional in einer vergleich­baren Situa­tion. Gefühlt geht es um gewinnen oder verlieren, Nervo­sität macht sich im Vorfeld breit, man schläft unruhig, unzäh­lige Gedanken kreisen, Wunsch­denken und Horror­vor­stel­lungen geben sich die Klinke in die Hand…

Werfen wir deshalb einen Blick darauf wie Athleten mit einer solchen Situa­tion umgehen und vor allem wie sie sich darauf vorbereiten.

Das „inner Game“ meis­tern lernen

Bei Spit­zen­sport­lern ist die zentrale Erkenntnis, dass es der mentale Aspekt ist, der den Unter­schied zwischen Gewinnen und Verlieren macht. Aus diesem Grund beschäf­tigen alle Top Athleten Mental Coaches. Die sie gezielt darauf vorbe­reiten Wett­kampf­si­tua­tionen mit entspannter Konzen­tra­tion zu begegnen. Das „Inner Game“ zu meis­tern. Dieses Inner Game kann man analog auch bei Unter­neh­mern und Top-Mana­gern sehen.

Und genau deshalb möchten wir im Folgenden einige Erfah­rungen und Erkennt­nisse des „Inner Game“ aus dem Spit­zen­sport teilen, die auch im „rich­tigen“ Leben für Unter­neh­mern hilf­reich sein könnten.

Das Inner Game zielt auf die Errei­chung von entspannter Konzen­tra­tion. Es hat grosse Ähnlich­keit mit dem Zustand den auch zum Beispiel Samurai vor dem Kampf ange­strebt haben — Präsenz. Warum ist entspannte Konzen­tra­tion so wichtig? Studien haben gezeigt, dass der IQ unter starker mentaler Anspan­nung um bis zu 20 Zähler sinkt. Gehen wir davon aus, das erfolg­reiche Unter­nehmer über­durch­schnitt­lich begabt sind mit einem IQ um die 120. Das bedeutet, dass sie unter Stress nur noch durch­schnitt­lich intel­li­gent wären. Es ist also kein Wunder, wenn man sich nach dem Tennis­match, der Golf­runde oder Segel­re­gatta fragt, was einen bei manchen Entschei­dungen geritten hat. Selbst­ge­machter Erfolgs­druck und damit einher­ge­hende Versa­gens­angst kann dazu führen, dass man kopflos agiert und sich im Club­haus nur noch wundert.

Was im Frei­zeit­sport viel­leicht nur ärger­lich ist, kann im Geschäfts­alltag zum echten Problem werden. In Verhand­lungen nicht im Voll­be­sitz der mentalen Fähig­keiten zu sein ist keine gute Ausgangs­lage für wirt­schaft­li­chen Erfolg.

Inso­fern lohnt ein Blick auf einfache und leicht umsetz­bare Tech­niken wie Athleten mit Wett­kampf­stress umgehen und diesen sogar positiv für sich nutzen.

Schwie­rige Verhand­lungen — wie Athleten Wett­kampf­si­tua­tionen mental meistern

Dafür möchten wir ganz genau den Tag des Wett­kampfes bzw. der Verhand­lung unter die Lupe nehmen. Die Leis­tung, die am Wett­kampftag abrufbar ist, wird durch folgende Kompo­nenten bestimmt – Trai­ning und mentale Verfas­sung. Was bedeutet das für uns?

Das Trai­ning entspricht für uns der sorg­fäl­tigen inhalt­li­chen Vorbe­rei­tung auf eine Verhand­lung. Alle Fakten zu kennen, wer sitzt am Tisch mit welcher Agenda? In welchen Berei­chen können Kompro­misse erzielt werden, was ist wohl unver­han­delbar? Das ist ein Bereich, der vertraut ist und wo durch Sorg­falt und Fleiß viel gewonnen werden kann. Das Gefühl gut vorbe­reitet zu sein gibt schon eine gewisse Ruhe und Selbst­ver­trauen. Nehmen Sie sich hierfür ausrei­chend Zeit. Suchen Sie sich einen Spar­rings­partner, der den mögli­chen Käufer simu­liert. Gehen Sie mit ihm in harte Verhand­lungen. Trai­nieren Sie. Egal wie viele erfolg­reiche Verhand­lungen Sie in Ihrem Leben geführt haben – diese Situa­tion wird für Sie neu sein. Denn auf einmal geht es um Ihr Lebenswerk.

Der span­nendste und am meisten unter­schätzte Bereich in schwie­rigen Verhand­lungen ist der mentale Zustand. Die Fähig­keit zur entspannten Konzentration.

Wenn man die Sportler zu Ihrer mentalen Verfas­sung fragt, bekommt man immer wieder die Antwort, dass sie versu­chen „im Moment zu sein“.  Was bedeutet das eigent­lich und wie kommt man in einen solchen Zustand? Es bedeutet den Ball zu spielen, der einem gerade entge­gen­kommt. Oder den man schlagen will. Das Manöver zu segeln was gerade ansteht. Nicht darüber nach­zu­denken, wie der Spiel­stand ist und wie das Ganze ausgehen könnte. Das Kopf­kino ausschalten. Das Problem zu lösen, das gerade auf dem Tisch liegt. Ruhe und Gelas­sen­heit ausstrahlen. Genau zuhören können und feine Nuancen erkennen. Und nicht vor lauter Anspan­nung und Nervo­sität so mit sich selbst beschäf­tigt zu sein, dass man kaum noch mitbe­kommt, was bespro­chen wird.

Der einfachste Weg in diesen Zustand geht über den Atem. Wer den Tennis­spieler Roger Federer in schwie­rigen Match­si­tua­tionen genau beob­achtet sieht, dass er nach jedem Punkt in die rechte Hand pustet. Aber nicht um sie zu trocknen oder zu kühlen. Sondern um ruhig und kontrol­liert lang auszu­atmen und den Atem zu spüren.

Warum geht der Weg zur entspannten Konzen­tra­tion über die Atmung? Die Atmung gehört zum vege­ta­tiven System, das Herz­schlag, Verdauung, Körper­tem­pe­ratur und auch die Stress­re­ak­tionen behei­matet. Auf diese vege­ta­tiven Körper­funk­tionen können wir keinen direkten Einfluss nehmen. Nur der Atem lässt sich willent­lich beein­flussen und steuern. Das ist das Beson­dere. Entschleu­nigen wir den Atem, beru­higt sich der Herz­schlag. Dann können wir auch wieder besser denken und kreativ sein.

Unter Anspan­nung neigen wir dazu zu kurz zu atmen und nicht tief genug in den Bauch. Und das verrückte ist, das diese Atmung dem Körper signa­li­siert das etwas nicht stimmt. Und noch mehr Stress­hormon Cortisol ausge­schüttet wird. Der Atem noch flacher wird.

Die Kontrolle des Atems ist somit der ideale Weg den Stress selbst regu­lieren zu können. Sind sie in der Lage tief und regel­mäßig aus- und einzu­atmen, werden Sie spüren, wie Entspan­nung einsetzt.

Der wohl beste Tennis­spieler aller Zeiten Roger Federer hat für sich einen einfa­chen, aber sehr effek­tiven Weg hierfür gefunden. Zwischen den Ball­wech­seln in die Hand ausatmen. Bewusst ausatmen — den Atem spüren und damit im Moment sein.

Über Atem-Medi­ta­tion und gezielte Atem­übungen und ‑tech­niken für den Alltag kann man lernen, auf kurzem Wege wieder in die Gelas­sen­heit und Kraft zu kommen. Das Gedan­ken­ka­rus­sell zu verlang­samen und im Moment anzukommen.

Um in einer Verhand­lung an diese kleinen Atem­ri­tuale zu denken und diese umzu­setzen, bedarf es einer gewissen Routine. Auch ruhiges Atmen unter mentaler Belas­tung muss man üben. Das geht auch wenn man im Stau steht und kurz davor ist sehr unruhig zu werden. Aber viel­leicht beob­achten Sie sich ja selbst einmal und Ihren Atem in einer solchen Situation.

Von Athleten lernen — wozu das alles?

Unsere Erfah­rung der letzten 20 Jahre hat uns gezeigt, dass viele Unter­nehmer in das Thema der Nach­folge oder des Unter­neh­mens­ver­kaufs hinein­stol­pern oder hinein­ge­trieben werden. Auf einmal liegt ein Angebot eines Finanz­in­ves­tors oder eines auslän­di­schen Konzerns auf dem Tisch. Oder die Banken machen die Kredit­pro­lon­ga­tion von einem Konzept zur Rege­lung der Nach­folge abhängig. Statt einen Schritt zurück­zu­gehen und für sich selber Klar­heit zu gewinnen und sich gut auf einen solchen Prozess vorzu­be­reiten lassen sie sich von den Ereig­nissen treiben. Bis zu dem Punkt, an dem es ihnen über den Kopf wächst oder ein massives Unwohl­sein entsteht. Dann werden solche Prozesse oft abge­bro­chen – und damit aber auch gute Gele­gen­heiten verschenkt.

Deshalb möchten wir mit Unter­neh­mern vor einer Entschei­dung – für welche Option auch immer – Klar­heit und ein gutes Bauch­ge­fühl entwi­ckeln. Und eine profes­sio­nelle Vorbe­rei­tung auf die mental anspruchs­vollen Situa­tionen bieten.

Dann kann man auch das äußere Spiel wie einen klas­si­schen M&A‑Prozess ruhig und schnör­kellos umsetzen. Einen Match­plan reali­sieren, der uns dann als Gewinner vom Tisch aufstehen lässt.